Kurzfazit:
+ Sound (Klang und Flexibilität der Tonabnehmer)
+ Verarbeitung der Gitarre (insgesamt, kluge Ausfräsungen, schwarzes Binding)
+ Gewicht der Gitarre
+ Look der Gitarre (ich bin nach anfänglicher Skepsis schnell ein großer Fan geworden)
+ Handling (Bespielbarkeit im Sitzen und Stehen)
/ Nicht abgedeckte Tonabnehmer - Geschmacksache (bei Washburn und Solar üblich)
- Keine negativen Punkte
Ich kann diese Gitarre uneingeschränkt empfehlen!
Langer Text:
Ich bin über eine Hamburger Band auf die Marke Solar aufmerksam geworden und habe Ola Englund eine Weile auf youtube verfolgt. Eigentlich wollte ich mir nach Tests von verschiedenen Gitarren (ESP, Jackson, Schecter, Gibson, Ibanez u. ä.) eine neue Les Paul von Gibson kaufen. Aber nach intensivem Ansehen von Testberichten und Videos gab ich Solar eine Chance. Und das war wirklich eine gute Entscheidung.
Sound:
Ich spiele im Moment überwiegend zu Hause im Homestudio und gelegentlich im Proberaum. Es ist geplant, bald auch wieder live zu spielen. Ich spiele sowohl Rock (clean, leichter und mittlerer overdrive) als auch (Death) Metal (vollverzerrt - Distortion). Für beide Sounds finde ich die Solar Tonabnehmer richtig gut und ausreichend. Sie stammen aus dem Hause Seymour Duncan und wurden von Ola Englund weiterentwickelt. Heute heißen sie Solar Humbucker und sind meines Erachtens in fast allen Solar Gitarren (außer den Signature Modellen) verbaut. Die Tonabnehmer lassen sich über den 5 fach Schalter entsprechend auswählen (Humbucker Hals, Split auf Single Hals, beide Humbucker, Split auf Single Steg, Humbucker Steg). Damit hat man schon mit der Gitarre, dem Volumen und Ton Poti einige Variationsmöglichkeiten. Zu beachten ist: man nutzt den einen Volumenregler für beide Tonabnehmer. Soundbeispiele findet man viele bei Youtube. Ich habe das bekommen, was ich erwartet habe und bin voll zufrieden.
Verarbeitung, Gewicht und Look:
Die Gitarre ist perfekt verarbeitet. Ich mag sie mittlerweile lieber als meine alte Gibson Les Paul. Die Kanten sind geglättet und die Gitarre ist an den richtigen Stellen (Bauch und da wo der Unterarm aufliegt) ausgefräst. Das ergibt für mich Komfort pur, im Sitzen und im Stehen und ich frage mich, warum hatte ich sowas bisher nicht. Die harmonischen Ausfräsungen sieht man auf den Bildern nicht immer, man kann sie bestenfalls erahnen. Bei den Solar A Modellen sieht man sie besser. Dort sind sie allerdings auch etwas anders.
Die Gitarre wiegt ca. 3,3 kg (ungenau da ich sie mit einer Haushaltswaage gewogen habe) und ist für mich unerwartet leicht. Ich war u. a. eine Gibson Les Paul und eine ESP KH-2 gewohnt, welche gut ein Kilo mehr wiegen. Das macht den Umgang in allen Lagen für mich viel entspannter. Einen Soundverlust (mein subjektiver Eindruck!) selbst bei Aufnahmen stelle ich nicht fest. Bezüglich der Holzart und des Gewichts scheiden sich ja oft die Geister.
Der Hals, das Griffbrett und auch die Bünde sind perfekt verarbeitet. Ich hatte nach den Videos auch genau das erwartet und wurde nicht enttäuscht. Die Halsform (angegeben mit C) gefällt mir richtig gut. Ich finde sie besser, als bei den o. g. angetesteten Gitarren, auch wenn das Geschmacksache ist. Die Saitenlage ist nahezu perfekt. Man erreicht durch die Gitarrenform (zwei große ausgesägte Bereich bei den „Hörnern“), den Hals und die Saitenlage alle 24 Bünde perfekt.
Die Gitarre hat Grover Mechaniken mit lebenslanger Garantie verbaut. Ein Zertifikat liegt bei. (Auf der Thomann Seite steht Solar Mechaniken.)
Für mich ist das Highlight bei dieser Gitarre das schwarze Binding, welches sich um den Hauptkorpus und die Kopfplatte „windet“. Ein echter Hingucker. Ohne dieses Binding wäre die Form der Gitarre wahrscheinlich im Moment nicht so meins.
Alle Solar Gitarren haben das markante Solar Logo im 12. Bund und drumherum, was perfekt eingearbeitet ist, und die bekannten Bund-Orientierungs-Punkte oben auf dem Hals. Bei diesem Modell (sonst bei Solar unüblich) sind auch Bund-Orientierungs-Punkte auf dem Griffbrett.
Was für mich neu ist: „halboffene Humbucker“. D. h. sie sind ohne Abdeckung in ein Loch geschraubt. Ich kann nicht sagen, dass mich das stört, aber es ist ungewohnt. Ich hatte bisher nur Gitarren mit abgedeckten Tonabnehmern. Dazu ist anzumerken: Solar ist aus einer Kooperation mit Washburn entstanden und Washburn hat alle Tonabnehmer so verbaut. Es wird also seine Richtigkeit haben.
Derzeit ist die Gitarre schneeweiß. Ich bin gespannt, wie sie nach ein wenig Spielen und Abnutzung aussieht und was der Lack aushält. Bisher war ich eher übervorsichtig.
Handling:
Im Studio spiele ich viel im Sitzen. Hier liegt die Gitarre dank Form und Gewicht perfekt sowohl auf dem linken, als auch auf dem rechten Bein (Ich tausche regelmäßig, um meine Haltung zu verändern.). Im Stehen hängt sie mit Gurt nahezuh waagerecht zum Boden, was mein einziger Kritikpunkt wäre, wenn man einen sucht. Von der Gibson Les Paul bin ich gewohnt, dass man sie auch schräg hängen kann (der Hals zeigt mehr nach oben) und sie auch so hängen bleibt. Das lässt die Solar nicht zu (was ggf. auch am Gurt liegen könnte, das teste ich noch aus). Ich werde mich daran gewöhnen (müssen), denn das halte ich für Jammern auf hohem Niveau.
Insgesamt vergebe ich 5 Punkte (wenn es ginge, würde ich 4,75 für das Verhalten im Stehen vergeben). Für den Preis von 699,00 (749,00 bei Solar direkt + Porto) gebe ich eine klare Kaufempfehlung aus. Mit dieser Gitarre habe ich viel Spaß beim Spielen, Komfort beim Aufnehmen und einen echten Hingucker.