Ich suchte nach einer brauchbaren Gitarre mit fester Brücke als Alternative zu meiner nicht allzu sehr geliebten Les Paul - Haupteinsatzgebiet: Hard Rock & Metal. Die Solar A2.6 mit ihrem schicken roten Body war dann so ein bissl Liebe auf den ersten Blick.
Der erste Eindruck von der Gitarre in einem Wort? Ich würde sagen: "robust" trifft es am besten. Nicht allzu leicht, aber dafür sehr stabil konstruiert, sie liegt satt in der Hand, gut ausbalanciert, hängt auch angenehm am Gurt, auch der Hals mit C-Profil ist nicht gerade ultra-dünn, lässt sich aber - auch dank der seidigen Lackierung - gut bespielen. Trotz des relativ hohen Gewichts fühlt sie sich längst nicht so klobig an wie eine Les Paul - sie ist halt in der Form schlanker und die Ergonomie z.B. am Hals-Korpus-Übergang ist konstruktionsbedingt um Längen angenehmer. Sie ist allerdings nicht unbedingt ein filigraner High-Speed-Shredding-Spielplatz, alles an ihr fühlt sich an, als wäre es eher für knackiges Rock- und Metal-Riffing optimiert, was die ersten paar Stunden Spielzeit dann auch bestätigten.
Schön und stabil ist auch der Ton, schon trocken ohne Amp ist er voll und mittenreich mit schier endlosem Sustain. Ähnlich vollmundig auch am Amp - von den Pickups bin ich wirklich positiv überrascht: Für OEMs sind die "Duncan Solar" Humbucker super und auch bzgl. Klangfarben relativ vielseitig. Viel Druck und Biss am Steg, am Hals wird es etwas weicher, aber immer noch ohne allzu viel Mulm und auch bei viel Gain noch in allen Positionen mit guter Saitentrennung und sauberem Attack - da hab ich in der gleichen Preisklasse schon sehr viel schlimmeres gehört. Auch mit Drop-Tuning kommen die PUs gut zurecht - Metaller werden diese Gitarre lieben!
Soundtechnisch hab ich bisher nix zu meckern, von angezerrtem AC/DC-Krächzen bis fettem Metal-Brett (und mit entsprechendem Setting am Amp sogar ein recht angenehmer Blues-Sound) sind zahlreiche Klangfarben abrufbar, Dynamik und Präzision alles im grünen Bereich. Da sehe ich so schnell keinen PU-Wechsel nötig, die dürfen bleiben! :)
Die Brücke ist jetzt kein Hightech-Wunder, aber sie wirkt solide, hat genügend Einstellmöglichkeiten in alle Richtungen, die Schrauben sitzen fest und laufen sauber, das Nachjustieren der Oktavreinheit klappte einwandfrei.
Kleine Wermutstropfen:
Das matt-transparente Finish hat bei mir leider zahlreiche kleine Makel (nicht sauber auspolierte Lackiernasen etc.) und ist auch nicht über den ganzen Body hinweg gleichmäßig - da hatten wohl Lackierer und Qualitätskontrolle gleichzeitig einen schlechten Tag? Das sind Dinge, die in dieser Preisklasse eigentlich so nicht mehr vorkommen dürften... wurde aber seitens Thomann schnell und unkompliziert reguliert - danke nochmal dafür!
Die anfänglichen kleinen Probleme mit Stimmstabilität und Intonation besserten sich erheblich, nachdem ich die Werkssaiten mal gegen neue getauscht habe. Allerdings sind die Tuner so eine kleine Achillesferse - sie arbeiten irgendwie etwas schwammig, und man braucht, abhängig vom verwendeten Stimmgerät, u.U. eine kleine Weile, um bei manchen Saiten den Sweetspot zu finden. Nachdem ich die Saiten gewechselt und an den Tunern mal alle Muttern und Justier-Schrauben nachgezogen hatte, besserte sich wie gesagt die Stimmstabilität erheblich, doch das Stimmen an sich ist als Experience nach wie vor eher so mittel. Evtl. werde ich die Tuner irgendwann doch mal gegen hochwertige Locking-Mechaniken tauschen...
Auch die relativ hohe Saitenlage lässt sich nur begrenzt nach unten korrigieren, wenn man zu weit runtergeht, sterben in den hohen Lagen recht schnell die Bendings einfach ab und die tiefen Saiten scheppern ordentlich - hier merkt man dann doch den Unterschied zu Shredding-Rennpferden wie zB meiner Jackson SL. Insgesamt ist die Bespielbarkeit aber gut.
Fazit: Optisch eine echte Schönheit (so lange man bei meinem Exemplar nicht allzu nah rangeht... ^^) und ansonsten eine solide, schnörkellose Gitarre mit wirklich gutem Ton, mit der das Abrocken richtig Laune macht! Allerdings brauchte es noch ein bisschen Einstellarbeit, um ihr ein paar Unfeinheiten auszutreiben, QA und Werkssetup haben definitiv noch Luft nach oben (Wink Rtg. Solar!) - in dieser Hinsicht nicht unbedingt anfängertauglich. Mit etwas Einstellarbeit und evtl. irgendwann noch einem Tausch der Mechaniken aber eine Top-Gitarre mit tollem Design, die richtig Spaß macht und gerade dabei ist, zu meiner momentanen Lieblingsgitarre zu werden - die Les Paul wird ihren Koffer jedenfalls so schnell nicht mehr verlassen... :D