Die Gitarre sieht super aus und eine Hollow Body PRS für unter 1k Euro klingt schon sehr verlockend. Die Testberichte die man zu dieser Gitarrr überall im Netz finden kann sind einstimmig positiv. Da kann man doch nichts falsch machen, oder?
Ich habe mir die Gitarre gekauft, als sie noch zum Preis von 777 Euro angeboten wurde. War schon ein richtiges Schnäppchen gegenüber dem UVP, weshalb ich nicht mit zu hohen Erwartungen ran gegangen bin. Irgendwo muss doch ein Haken sein...
Beim Auspacken ging es dann schon los. Der mitgelieferte Koffer war nicht richtig geschlossen. Nach einer kurzen Ursachenforschung war es recht eindeutig, dass der Deckel verzogen ist. Im Bereich des Bodies ist ein 1cm freier spalt, wenn der Deckel geschlossen ist. Schließen geht auch nur mit etwas Kraftanstrengung. Kann man leider auch nicht richten. OK, für den Preis schaut man gerne über so etwas hinweg.
Dann beim ersten Anspielen fällt auf, dass bei bestimmten Tönen resonanzbedingtes Scharren entsteht. Es dauerte eine Weile bis ich den Halstonabnehmer als Quelle ausgenacht habe. Hier fiel auf, dass er erstaunlich weit rausgefahren war, was durch das relativ freihe Hängen dann zu Resonanzen geführt hat. Eine zweite Stelle von Vibrationen habe ich dann an den Tunern entdeckt. Die G-Saite, wenn offen gespielt schwingt durch den Sattel hindurcht. OK, kann man beheben, etwas Papier oder im schlimmsten Falle ein neuer Sattel. Für den Preis... ja, kann man noch machen.. tut aber langsam etwas weh.
Dann zur Ursachenforschung warum der Halstonabnehmer so weit draußen ist. Siehe da, dem Bridge Tonabnehmer geht es ähnlich... und der Brücke auch! Was ist das denn? Schnell mal Bilder der Gitarre und paar Videos angeschaut. Nein, so weit ist die Brücke nirgends raus. Die Saitenlage ist aber perfekt. Was kann das sein? Dann den Hals genauer betrachtet und es wird besser. Der Hals sitzt nicht nur sehr hoch von der Decker eingebaut in der Halstasche, sondern auch mit einem leichten Winkel, sodass die tiefen Seiten höher liegen. Die Brücke hängt etsprechen auch schief.
Zusammengefasst, der Hals wurde sehr hoch und schief eingebaut, sodass die genannten Symptomer wie Scheppern der Tonabnehmer entstehen. An sich ist die Bespeilbarkeit gut, weshalb man da auch drüber hinwegsehen könnte aber dass man diese Brücke so hoch schrauben muss weckt nicht gerade vertrauen. Die Saiten ziehen ja konstruktionsbedingt direkt an der Brücke einer Hollowbody Gitarre. Ein ungünster Stupser an die Brücke oder einfach Zeit lassen einen Totalschaden befürchten, wenn das Holz dem Zug nachgibt....
Die Gitarre wurde zurückgesendet und eine neue bestellt. Man will sich ja so ein Schnäppchen ja nicht entgehen lassen und villeicht sieht es mit der nächsten ja besser aus. Bewertung folgt...
Ach, ja der Klang: schon recht schön und unplugged laut. Man merkt aber, dass es sich hier um eine Sperrholzdecke handelt. Durch den Amp klingt das aber nicht mal schlecht. Ist halt ein etwas anderer Klang.
Edit: Update zur 2. Gitarre: Der Hals war auch hier schief eingebaut, aber nicht so extrem wie bei der ersten. Handelt es sich hier um einen systematischen Produktionsfehler oder gar B-Ware die deswegen so viel günstiger als die gleichen Modelle mit anderer Farbe angeboten werden können? Bei dieser Gitarre waren aber nun zusätzlich die Bünde 3 bis 5 im Bereich der tiefen E bis D Saiten zu tief. Trotz guter Halsneigung und Brückenlage schepperten die Saiten, wenn hier gegriffen. Ich versuchte es beim Kundensupport, da die Gitarre sonst zu gebrauchen war. Dies wurde dann auch tatsächlich behoben, was aber knapp 5 Wochen gedauert hatte. Ich musste mehrmals nach dem Status fragen und man war nicht gerade transparent, was das betrifft. Die Gitarre kam mit einer katastrophal hohen Saitenlage zurück, was ich aber dank ausreichend Erfahrung mit andern Bastelgitarren korrigieren konnte. Ich musste die Tonabnehmner und die Brücke im Bereich der Tiefen Saiten trotzdem recht hoch schrauben um eine gute Saitenlage hinzubekommen. Man spürt es beim spielen nicht und sehen tut man es auch nur, wenn man es sich genauer betrachtet. In Summe gerade noch so aktseptabel... für den Preis.
Ich möchte nochmal die Tonabnehmer erwähnen. Meiner Meinung nach passen sie zu dieser Gitarre nicht. Ich würde sie eher als unterdurchschnittliche High Gain Pickups bezeichnen. Im Vergleich zu meiner LP und SG klingen sie wenig dynamisch und recht schorf. Der sonst sehr schöne akustische Klang der Gitarre kommt überhaupt nicht durch den Amp. Es mussten nochmal knapp über 150 Euro für ein Paar Rockinger Pickups drauf gehen (Cream Team), aber nun kann ich endlich sagen, dass ich hier trotz einiger Startschwierigkeiten ein akzeptables Instrument zusammengebaut habe... für den Preis.