Der Name Behringer ist immer Zündstoff für Diskussionen in Musikerkreisen, dabei hat Uli Behringer als Sohn eines Kirchenorgel-Fans alles richtig gemacht. Entwicklung in Europa und die Produktion in China, dort hat er auch lange Zeit gelebt. Was man aber kritisiert ist der Umstand, dass er Bekanntes gerne nachbaut und dies in für gewöhnlich guter Qualität. Unter Music Tribe findet sich somit alles, was man zum Musikmachen braucht und dies zu günstigen Preisen. Da war meine Hoffnung groß, dass eine drahtlose Hör-Sprechkombination für 35 Euro ein großes Problem löst, Telefonkonferenzen oder -Interviews in sendefähiger Qualität.
Hier muss ich kurz ausholen und das Problem schildern. Die Apple-Diktatur verbietet es, dass man die Telefon-API nicht über Interfaces oder den Lightning-Adapter abgreifen kann. Während man am Headset-Anschluss eines iPhone SE ein Telefon-Interview beispielsweise mit dem RODE RODECaster Pro aufzeichnen könnte, will das am iPhone ohne Headset-Buchse nicht gelingen. Der beiliegende Adapter stellt nur einen Dreipol-Stecker bereit, so dass stets das interne Mikrofon genutzt wird, Lightning-Interfaces bleiben außen vor. Das betrifft übrigens nicht nur FaceTime und die Telefonie, sondern auch Skype und Discord. Einzig über Bluetooth wäre es möglich, das Gespräch hochauflösend zu führen und gegebenenfalls mit einer App aufzuzeichnen. Dazu bedarf es allerdings eines Headsets mit guter Mikrofonposition und der Fähigkeit, HD-Voice zu übertragen, In-Ears scheitern oft an der Mikrofonposition. Bluetooth 5.0 in den technischen Daten des BB 560M war für mich Grund genug, das in der Praxis einmal auszuprobieren.
Man findet im Karton den Kopfhörer mit Schwanenhalsmikrofon, USB-Kabel mit Typ Micro-B zum Aufladen und ein Klinkenkabel, denn der BB 560M lässt sich auch drahtgebunden nutzen. Die Qualität passt, die kunstbezogenen Ohrpolster sind sicher nichts für hohe Temperaturen, aber hier muss man den Preis auch berücksichtigen. Drei Tasten zur Steuerung, wie Lautstärke und Telefoniefunktionen, befinden sich links und sind bei aufgesetztem Hörer gut zugänglich. Ist er eingeklappt, werden die Tasten vom Rahmen verdeckt, ebenso die Ladebuchse. Das ist aber auch kein Problem und würde mich nicht stören. Gekoppelt ist es schnell und so war ich auf die ersten Töne gespannt.
Klanglich ist das BB 560M unterer Durchschnitt, das können die Thomann-eigenen Kopfhörer besser, der Klang ist nicht ausgewogen und überzeichnet im Präsenzbereich. Irgendwie erinnerte mich das an die billigen Kopfhörer von Philips in den 80er und 90er Jahren, aber für den Einsatzzweck wäre das auch nicht problematisch. Gleiches gilt für das Mikrofon an sich, kaum Windgeräusche und das bei der direkten Positionierung vor dem Mund.
Die große Schwierigkeit liegt in der Kernkompetenz, dem Bluetooth. Schon beim Einschalten kommt der bekannte aufsteigende Piep des CSR-Chip, dies kenne ich von älteren Nokia-Headsets und den findet man auch in aktuellen Produkten, somit kein Garant für eine schlechte Verbindung. Allerdings reichte ein kurzes Telefonat und eine WhatsApp-Nachricht aus, um die eher schlechte Qualität zu manifestieren. So nutzt das BB 560M nur HSP/HFP als Profil, überträgt Audio mit A2DP und den klangverschlechternden SBC-Codec, was sich dann auch bei näherer Betrachtung negativ zeigte. Bluetooth 5.0 ist übrigens auch kein Garant für aptX-HD- oder AAC-Codecs, diese sind im Standard faktisch nicht enthalten und müssen stets extra lizenziert werden. Das hat Behringer leider versäumt und somit ein Problem nicht lösen können. Im Vergleich bekommt man zu diesem Preis inzwischen gute In-Ears, die auch HD-Voice übertragen können und mit TWS sogar drahtlos untereinander kommunizieren.
Lieber Uli, wenn Du diese Rezension liest, hier könntest Du noch punkten: Ein Interview-System zum Aufzeichnen von Telefonaten in Bluetooth-HD, denn leider hat auch RODE beim RODECaster Pro versäumt, moderne Codecs zu lizenzieren, was Interviews ohne Kabel über Skype und Co. nicht schön klingen lässt. Es wäre da also noch Bedarf vorhanden, denn leitungsgebundene Telefonkonferenzen wird man außer im Broadcasting-Studio nicht mehr bevorzugen und erfordern auch richtig teures Equipment. Wenn das BB 560M wenigstens als reiner Kopfhörer irgendwie überzeugen könnte, wäre das ganz nett, aber auch hier fehlt es leider hier und da. Schade und so musste er leider zurück.