Wie du Musikern während der Quarantäne helfen kannst

Wie du Musikern während der Quarantäne helfen kannst

Obwohl sich die Berufsgruppe der Künstler laut New York Times am Zweitunwahrscheinlichsten mit dem Coronavirus ansteckt (basierend auf der Nähe zu anderen Leuten und der Krankheit), nur noch abgehängt von den Holzfällern, hat der durch die Pandemie ausgelöste Alarmzustand trotzdem verheerende Konsequenzen für das künstlerische Metier. Ohne weiter zu gehen, alle Events wurden mindestens bis irgendwann im Sommer (oder später) abgesagt. Darüber hinaus sprechen Psychologen bereits über „emotionale Ansteckung“ und was es uns kosten wird, wieder mit 20, 50 oder ein paar Tausend anderen Leuten an einem eingegrenzten Ort zusammenzukommen, um zum Beispiel ein Konzert zu sehen. Aber, äh, wart mal ne Minute. Perkele sang es bereits: „We must stand in the front lines and hope for victory.“ (Wir müssen in den ersten Reihen stehen und auf den Sieg hoffen.) Von zu Hause aus ist es jetzt an der Zeit, die zu unterstützen, die unsere Sehnsüchte, Siege und Niederlagen in Worte und Melodien gepackt haben. Hier sind zehn Dinge, die du tun kannst, um Musikerinnen und Musiker während dieser Quarantäne zu unterstützen.

#musicneverstops


Schaue Live-Streams!

Ein paar Tage nachdem die Beschränkungen erlassen wurden, fingen Musiker an Pläne vorzustellen. Seit alle Events zumindest für den gesamten Sommer abgesagt wurden, setzen die meisten Aktionen auf Streaming, entweder in sozialen Netzwerken oder Plattformen wie Spotify oder Soundcloud. Eine Vielzahl von Plattenlabels, Plattformen und Musikern haben beschlossen, weiterhin Konzerte anzubieten. Auch DJs laden Sessions auf Soundcloud hoch (wie zum Beispiel der Italiener Freddy K und die Berliner Plattform HÖR). Eine weitere tolle Initiative ist United We Stream, die dazu gedacht ist, die Berliner Clubszene während der Krise am Leben zu halten. Wie kannst du helfen? Indem du auf die Angebote antwortest, Geld spendest, an den Streams teilnimmst, dir die Sessions anhörst und live kommentierst! Obwohl die Verluste durch die abgesagten Konzerte schwer zu kompensieren sind, kann eine massive Unterstützung durch das Publikum den Effekt abmildern – und sei es auch nur ein bisschen.

 

Teile Content!

Es ist Zeit. Erstelle Spotify-Playlisten. Teile die Posts (und Bandcamp-Profile) dieser Band, die du so liebst und die niemand (nur du und deine Zimmergenossen) kennt. Wie dumm es auch erscheinen mag, ein bisschen extra Aufwand bei der Verbreitung der von den Künstlern erschaffenen Inhalte kann ihnen in diesem Moment helfen (und besonders nach der Pandemie, wenn die Kalender wieder mit neuen Terminen gefüllt werden müssen) diesen Schlag ein kleines bisschen abzufedern. Tatsache ist: Jeder Künstlerin und jedem Künstler hilft es, mehr Leute zu erreichen.

 

Versuche, Tickets NICHT zurückzugeben!

Wir kommen zu einem sensiblen Thema: Obwohl seit Tagen die Möglichkeit besteht, Tickets für abgesagte Veranstaltungen zurückzugeben, wäre es ratsam, sich die gekauften Tickets so oft wie möglich nicht erstatten zu lassen. Hinweis: Wir reden davon, Musikern zu helfen und diese wirtschaftliche „Garantie“ wäre toll, aber selbstverständlich hängt alles von deiner eigenen wirtschaftlichen Situation, Gesundheit etc. ab. Wir meinen: Du bist kein Judas, wenn du dein Ticket zurückgibst oder wenn das Datum der Neuansetzung für ein Konzert mit dem Hochzeitstermin deines Bruders kollidiert. Wir wiederholen: Du bist kein Judas!

 

Höre mehr Musik auf Spotify!

Ein paar Tage nachdem die Beschränkungen in Kraft waren, veröffentlichte Spotify ein Statement, in dem man mitteilte, dass man ein Hilfsprogramm auflege, um „Spenden für die Künstler zu sammeln“. Die Plattform, die fast 124 Millionen Abonnenten weltweit hat, kündigte außerdem ihre Partnerschaft mit gemeinnützigen Organisationen wie MusiCares und Help Musicians an, an die sie spenden wolle. Zusätzlich führte die Firma ein System ein, mit dem User direkte Spenden von bis zu 10 Millionen Dollar machen konnten. Also wenn du im Moment deine Lieblingsbands auf Spotify hörst, tust du ihnen einen Gefallen. Klicke unten für weitere Infos.

 

Und, klar, höre Musik auf allen anderen Streaming-Plattformen!

Es gibt im Leben von Musikliebhabern nicht nur Spotify: Vergiss nicht Tidal (eine der Plattformen, die den höchsten Anteil an Einnahmen pro Playback ausschüttet), YouTube, Pandora, Deezer, Google Play oder das klassische Napster. Jede Hilfe ist willkommen.

 

Kaufe Platten, um Himmels Willen!

Schallplatten! Diese runden Vinyl-Dinger mit einem Aufkleber in der Mitte, die, eingepackt in einen rechteckigen Karton, ungefähr 10 oder 12 Songs eines Künstlers enthalten. Erinnerst du dich? Ja, jetzt ist die Zeit, sie zu kaufen. Aber wo? Die Online-Stores haben nach wie vor geöffnet! Post und Lieferdienste arbeiten in vielen Teilen der Welt (fast) komplett normal. Und, falls nicht: Sie kommen zu dir, wenn all das hier wieder vorbei ist, aber dann hast du bereits geholfen. Wenn du nicht so lange warten kannst, dann hol dir die digitale Version, die über die meisten Bandcamp-Profile (wo man auch Kassetten, CDs und Vinyls bekommt) erhältlich ist.

 

T-Shirts, Hoodies, Aufkleber, Poster, Stoffbeutel… jede Hilfe ist gut!

Ja, ist sie. Jetzt gerade geht’s sozusagen darum, als Mäzen zu handeln. Jede Spende, die wir an einen Künstler machen, macht einen riesigen Unterschied für sie. Und wir reden nicht über Crowdfunding (was Unterstützer und Gegner in gleiche Teile aufteilt): Das Merchandise ist ein weiterer guter Weg, die Sache zu unterstützen. Und daher solltest du in der Zwischenzeit den Inhalt deines Kleiderschranks aktualisieren und du wirst der oder die Farbenfroheste sein, wenn du wieder ausgehen kannst. Das ist überhaupt nicht albern.

 

Unterstütze Aktionen, die Musikern helfen!

Eine weitere Möglichkeit des Supports ist unsere Unterstützung anzubieten, indem wir Hilfsinitiativen für Musiker beitreten. Zum Beispiel fragt die NTIA (Night Time Industries Association), ein Britischer Verband der Entertainment-Industrie – bitte nicht verwechseln mit der amerikanischen Telekommunikationsbehörde mit gleichem Namen – mit ihrer Kampagne #TheBigFreeze nach einer Vielzahl sozialer Hilfen, von den Musiker unzweifelhaft profitieren würden. Ein weiteres Beispiel? Deutsche Künstler und Freiberufler bitten ihre Regierung mit einer Petition um Hilfen. In Amerika bittet das ESP Institute das Weiße Haus darum, seine Hilfen für den Kunstsektor und Menschen, die in der Unterhaltungsindustrie arbeiten, zu erhöhen. Das sieht wieder einmal aus wie Unsinn, aber deine Stimme zählt.

 

Spielstättenbesitzer, Promoter: Seid flexibel!

Klar ist: Es wird vorbeigehen. Die Pandemiekurve wird nach unten gehen und Normalität wird zurückkehren. Dann wird die Zeit sein, den Schaden abzuschätzen, den das Coronavirus angerichtet hat, und Schritt für Schritt unsere Gesellschaft zu reaktivieren. Konzert-Promoter, Spielstättenbesitzer und Künstler werden die Quadratur des Kreises möglich machen müssen: Ist wird schwer sein, einen Zeitplan neu zu organisieren, der oft schon ein halbes Jahr im Voraus feststeht. Nachdem diese Krise überwunden ist, werden verschiedene Gruppierungen im Süden von Spanien, wie etwa Promoter-Verbände, Aktionspläne aufstellen, um das zu lösen. Zwei Zutaten, die nicht fehlen dürfen? Flexibilität und Geduld. Das hilft allen.

 

Stadträte, Bürgermeister, Präsidenten: Nehmt es in Angriff!

Dem folgend, was wir in Punkt 8 gesagt haben und unserer Rolle als verantwortliche und kritische Bürger westlicher Demokratien bewusst, müssen wir verlangen, dass unsere Politiker Maßnahmen ergreifen, um Künstlern zu helfen. In Barcelona wurde beispielsweise bereits eine Hilfe von 1 Millionen Euro für den Kultursektor bewilligt, um die Auswirkungen der Krise abzumildern und es gibt eine Verpflichtung, die Gagen an Künstler weiterzugeben. Weitere Maßnahmen, von denen sowohl Künstler wie auch jeder Arbeiter, der während dieser Krise gelitten hat, sicher profitieren wird, könnten die Aufhebung der Gebühren für Selbstständige sein (was bereits in Ländern wie Spanien bewilligt ist), oder Hilfen für Mietzahlungen (Kredite mit 0% Zinsen).

Falls ihr euch gefragt habt, warum wir von der Millionen-Hilfe für Künstler aus Barcelona berichten: Dieser Artikel wurde im Original von Santini Rose auf Spanisch geschrieben. Auch in Deutschland setzt sich die Staatsregierung für die Künstler ein. So plant Berlin ein umfassendes Hilfsprogramm für Unternehmen im Medien- und Kulturbereich und in Bayern hat die CSU in ihrer zweiten Regierungserklärung zur Corona-Pandemie erklärt, rund 30.000 Künstlern, die auch in der Künstlersozialkasse organisiert sind, in den nächsten drei Monaten mit jeweils 1000,- Euro unter die Arme zu greifen.

Jetzt, da die Quarantäne in manchen Teilen der Welt bereits mehr als einen Monat andauert, ist es an der Zeit, mit Distanz zusammenzustehen und gemeinsam in die gleiche Richtung zu gehen. Nur das wird uns da rausbringen. Pete Seeger sang es vor mehr als einem halben Jahrhundert:
We Shall Overcome

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✍️ Dieser Artikel wurde im Original von Santini Rose auf Spanisch geschrieben.

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Franziska startete ihre Musiklaufbahn an der Violine und ist heute musikalisch zwischen Smetana und In Flames zu Hause. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in allerlei Kulturbereichen und lebt ihre Leidenschaft - die Kunst - in all ihren Facetten.

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