
Am 22. November 2022 wird es zweifellos sehr musikalisch. Wie in jedem Jahr feiern wir den Tag der Hausmusik; einen Aktionstag, der ganz im Zeichen des gemeinsamen Musizierens im familiären und häuslichen Umfeld steht. Das Ziel: Menschen sollen motiviert werden, selbst Musik zu machen. Angesichts der zahlreichen Vorzüge und positiven Auswirkungen, die das eigenständige Musikmachen mit sich bringt, kann das nur ein cooler Tag werden.
Tag der Hausmusik: Wer hat’s erfunden?
In Deutschland findet der Tag der Hausmusik inzwischen seit 1932 statt. Initiiert wurde der Aktionstag seither in erster Linie von der ehemaligen Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbands e. V. (DMV) Dagmar Sikorski, die hiermit dem ursprünglichen Musizieren zu Hause die gebührende Anerkennung sichern und Menschen zum privaten Musizieren motivieren wollte. Dabei gab es Zeiten, in denen man gar nicht motivieren musste. Vielmehr gehörte die Hausmusik bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum guten Ton. Gewissermaßen als harmonisches Relikt vergangener Zeiten ist zumindest das gemeinsame Singen von Geburtstags- und Weihnachtsliedern in der Adventszeit erhalten geblieben. Aber wir Musiker wissen: Da geht noch viel mehr. Und auch deshalb ist der Tag der Hausmusik so wichtig.
Musizieren fördert unendlich viel – erst recht gemeinsam
Zumal Musiker aufeinander Rücksicht nehmen und einander zuhören müssen, wird beim gemeinsamen Musizieren automatisch die soziale Kompetenz im Miteinander gesteigert. Das gilt zweifellos auch bei der Hausmusik im Kreis der Familie. Das übliche „Hörst du mir überhaupt zu?“ entfällt per se. Das hat doch was. Überhaupt werden auch von Hirnforschern, Soziologen und Pädagogen immer wieder die Vorzüge des aktiven Musikmachens betont. Längst ist klar, dass Musiker beide Gehirnhälften gleichzeitig aktivieren, Musizieren das Sprachvermögen, die Konzentrationsfähigkeit, die kognitiven Fähigkeiten und Feinmotorik fördern kann. Und die Tatsache, dass Musizieren entspannt, ist in unseren hektischen Zeiten gar nicht hoch genug einzuschätzen. Kein Stress bei der Hausmusik – einfach Spaß haben.
Die Musikalität der Deutschen unter die Lupe genommen
Um Hausmusik im Kreis der Familie oder mit Freunden zu machen, müssen die Beteiligten zunächst mal ein Instrument spielen oder singen. Vor diesem Hintergrund ist es hierzulande interessant, wie die Deutschen musikalisch ticken. Erst kürzlich hat die digitale Notenplattform OKTAV in einer Befragung herausgefunden, dass das Spielen eines Instrumentes für die meisten Deutschen einfach zum Leben dazugehört. Und zwar generationsübergreifend! Befragt wurden insgesamt 1.014 Personen. Die Resultate sind interessant:
Reichlich Hobbymusiker mit hoher Eigenmotivation
In der Auswertung zeigte sich: Fast zwei Drittel der Deutschen haben schon einmal aktiv ein Musikinstrument erlernt und gespielt. Gerade die Jüngeren suchen laut der Studie den Kontakt zur Musik. Knapp drei Viertel der 16- bis 19-Jährigen geben an, schon einmal ein Musikinstrument gespielt zu haben. Bei der Generation 60+ hat immer noch jeder zweite Erfahrung als Musiker. Weitaus ausdrucksfähiger scheint aber eine vollkommen andere Zahl zu sein. Bitte anschnallen und beeindruckt hinhören: Mehr als 80 Prozent der Musizierenden haben angegeben, Musik zu machen bedeute für sie Entspannung, Spaß und Freude. Und über die Hälfte betont, aus eigener Motivation ein Instrument zu lernen. Herrlich, immerhin kann man eigenmotiviert den besten Lernerfolg haben.
Welches die beliebtesten Instrumente sind
Die allgegenwärtigen Matchwinner unter den beliebtesten Instrumenten sind das Klavier und das Keyboard sowie die Gitarre. Indes Männer eher zur Gitarre greifen, spielen Frauen eher Klavier bzw. Keyboard. Zwar weit abgeschlagen, dennoch unmittelbar danach, folgen die Blockflöte, das Schlagzeug und die Geige. Ausgeführt wird zugleich die „Abbrecherquote“. An diesem Punkt geht’s dann mit dem Interpretationsspielraum los. Die treuesten Instrumentalisten sind die Klavierspielenden. Rund ein Drittel derjenigen, die jemals mit dem Klavierspiel begonnen haben, bleibt auch dabei. Ähnlich verhält sich das mit der Gitarre. Nur logisch, immerhin sind diese Tasten- und Saiteninstrumente solche, auf denen sich gerade im Hobbybereich nahezu alles machen und spielen lässt. Auch wird aufgelistet, dass die meisten Abbrecher sich unter den Blockflötisten befinden. Nun ja, das ist insofern leicht nachvollziehbar, da die Blockflöte oftmals ein Einsteigerinstrument ist, mit dem die Lernenden ihren Grundstein für weitere Instrumente legen. Für die Hausmusik ist die Blockflöte tatsächlich ideal.
So ein Familienorchester ist schon was Besonderes
Bei der Hausmusik geht es in der Regel nicht um absolute Perfektion. Vielmehr steht das gemeinsame emotionale Erlebnis im Mittelpunkt. Wer sich verspielt, kann ja später den Müll rausbringen oder sonst was Feines erledigen. Ihr spielt keine Konzert vor Publikum, erlebt stattdessen das verbindende Gefühl, dass alle abseits von Job, Schule oder Haushaltstätigkeiten an einem musikalischen Strang ziehen. Und die Kids drücken großmütig ein Auge zu, falls der Alte auf seinem Instrument mal danebenlangt. Ihr könnt euch innerhalb der Familie noch so sehr wegen Banalitäten geneckt oder gefetzt haben; die Musik glättet die Wogen.
Wie Hausmusik die Nachbarschaft mitnimmt
Vor Nachbarn, Hausmeistern oder Gesetzeshütern braucht ihr euch übrigens nicht zu fürchten. Bereits 2018 haben die obersten Richter am Karlsruher Bundesgerichtshof entschieden, dass das Musizieren daheim „Bestandteil eines sozial üblichen Verhaltens“ ist und zur grundgesetzlich geschützten Entfaltung der Persönlichkeit gehört. Lediglich an die üblichen Ruhezeiten von 12:00 bis 14:00 Uhr und die Nachtruhe von 22:00 bis 06:00 Uhr müsst ihr euch halten und dann gilt „das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme“. Als grober Richtwert gelten zwei bis drei Stunden an Werktagen und ein bis zwei Stunden an Sonn- und Feiertagen. Okay, übertreibt es nicht. Andernfalls wird vermutlich nachgeschärft. Oder ladet die Nachbarn einfach mitzuspielen ein. Dann passt es perfekt.
Musiker ehren Musiker: Wer sollte das sonst tun?
Logo übrigens, dass der Tag der Hausmusik nicht nur in Deutschland alljährlich gefeiert wird. Insbesondere in katholisch geprägten Ländern wird der Aktionstag ebenfalls begangen. Nur heißt er dort anders, nämlich beispielsweise „Internationaler Tag der Musiker“. Sitte ist es etwa in Spanien oder südamerikanischen Ländern wie Argentinien, Chile, Mexico und zahlreichen weiteren, dass an diesem Tag Konzerte zu Ehren der Musiker stattfinden. Jepp, richtig gelesen. Musiker ehren Musiker – auch in Deutschland. Mag auch sein, sie ehren sich selbst. Man muss auch mal an sich selber denken. 😉
Wir wünschen euch jedenfalls viel Freude am Tag der Hausmusik und weit darüber hinaus. Welche Lieder spielt ihr gemeinsam im Kreis der Familie oder Freunde? Welche Rolle spielt Musik bei euch zu Hause? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
2 Kommentare
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markus sagt:
ein sehr schöner artikel!
Franziska sagt:
Danke Markus, keep on rockin‘!
🤘