Synthesizer über Gitarrenverstärker aufnehmen: 5 Tipps

Kann man Synthesizer über Gitarrenverstärker aufnehmen – und was bringt das überhaupt? Wir zeigen dir einige Techniken für die Aufnahme von Synthesizern über Gitarrenverstärker. Du erfährst, worauf du dabei achten musst, welche Amps und Mikrofone du verwenden kannst, wie man sie positionieren sollte und vieles mehr. Im Video unten erklärt Felix die einzelnen Schritte.

Synthesizer über Gitarrenverstärker aufnehmen

Weshalb lohnt es sich, Synthesizer über Gitarrenverstärker aufzunehmen? Wozu der ganze Aufwand, wenn man einen Synthesizer doch einfach über ein Klinkenkabel an das Mischpult oder Audiointerface anschließen kann? Der Grund ist einfach: Der Verstärker, der Lautsprecher und das für die Aufnahme genutzte Mikrofon können Synthesizer-Sounds einen ganz neuen, interessanten Charakter verleihen. Anders als Studiomonitore werden Gitarrenverstärker nämlich speziell dafür entwickelt, den Klang zu färben. Auch die Reflexionen des Raums werden bei der Aufnahme über ein Mikrofon zum Bestandteil des Sounds, der dadurch viel komplexer wird, als wenn man ihn nur über Kabel übertragen würde. Das alles lässt sich beim Sounddesign und bei der Produktion kreativ einsetzen.

In unserem Video verrät Felix einige Tricks zur Aufnahme von Synthesizern über Gitarrenverstärker. Für die Aufnahmen nutzt er den analogen Synthesizer Moog Grandmother, der durch zwei verschiedene Amps geschickt wird: einen Fender Twin Reverb und einen Harley Benton Tube15. Als Mikrofone kommen ein Shure SM57 und ein Royer R121 zum Einsatz.

Moog Grandmother

Synthesizer über Fender Twin Reverb aufnehmen

Wichtig bei der Aufnahme von Synthesizern über Gitarrenverstärker: Der Ausgangspegel des Synthesizers sollte nicht zu hoch eingestellt sein, weil die Eingänge von Gitarrenverstärkern für die geringen Pegel von elektrischen Gitarren ausgelegt sind. Drehe den Lautstärkeregler deines Synthesizers deshalb nur zu etwa 10 % auf.

Über den eingebauten Equalizer des Fender Twin Reverbs kannst du den Sound bei der Aufnahme beeinflussen. Darüber hinaus bieten viele Gitarrenverstärker einen integrierten Halleffekt (oft einen analogen Federhall), der sich ebenfalls gut dazu eignet, Synthesizer-Sounds interessanter zu gestalten.

Fender 65Twin Reverb Gitarrencombo

Auf die richtige Mikrofonposition kommt es an

Wo man das Mikrofon positioniert, hat bei der Aufnahme über Gitarrenverstärker einen entscheidenden Einfluss auf den Klang und bietet viel Raum für kreative Experimente. Bewegt man das Mikrofon weiter weg vom Verstärker, steigt der Anteil des Raumklangs. Nah am Lautsprecher wird der Klang dementsprechend trockener. Und wenn man den Abstand von der Mitte des Lautsprechers variiert, erhält man verschiedene Frequenzkurven. Feste Regeln gibt es dafür nicht – erlaubt ist, was gefällt! Bewege das Mikrofon horizontal und vertikal, experimentiere mit dem Abstand und hör dir genau an, wie sich das auf den Klang auswirkt.

Shure SM57 LC Mikrofon

Noch mehr kreative Möglichkeiten erhältst du, wenn du ein zweites Mikrofon an einer anderen Position hinzunimmst und es auf einer zweiten Spur aufnimmst. Dann kannst du die beiden Signale später in der DAW auf verschiedene Weisen miteinander kombinieren und zum Beispiel mit Stereo-Effekten experimentieren. Die Signale eines günstigen Shure SM57 und eines deutlich teureren Royer R121 Bändchenmikrofons zum Beispiel können kreativ miteinander kombiniert werden.

Royer Labs R-121 Bändchenmikrofon

Teures Equipment muss nicht sein!

Um Synthesizer über Gitarrenverstärker aufzunehmen, muss es aber nicht unbedingt ein teurer Fender Twin Reverb sein! Auch einem günstigen Röhrenverstärker, wie dem Harley Benton Tube15, kann man sehr gute Ergebnisse erzielen. Sogar auf den integrierten Equalizer und Federhall muss man dabei nicht verzichten. So kannst du dein Setup schon für wenig Geld um eine tolle kreative Möglichkeit erweitern.

Harley Benton TUBE15 Celestion

Übrigens muss der Gitarrenverstärker nicht unbedingt schon bei der Aufnahme zum Einsatz kommen. Auch bereits aufgenommene Synthesizer-Spuren (oder natürlich jedes beliebige Signal aus deiner DAW) kannst du nachträglich durch einen Amp schicken und dem Sound somit eine neue Farbe hinzufügen. So wird der Verstärker zu einem externen Effektgerät, das du in jeder Phase einer Produktion kreativ einsetzen kannst. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt!

Meon ist Gitarrist und Blogger. Er arbeitet seit 7 Jahren bei Thomann und ist permanent von Musik, Musikern und Instrumenten umgeben.

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