Große Festivals gibt es reichlich, darunter etliche Kult-Events, zu denen tausende von Musikfans pilgern. Doch warum nicht einfach mal ein cooles Gartenfest mit Live-Musik und allem Drum und Dran organisieren? Jeder hat mal klein angefangen. Hier ein paar Tipps, wie du ein unvergessliches Festival in deinem Garten auf die Beine stellst. 🎸🤘
Bühnen – sicher, stabil und höhenflexibel
Das musikalische Epizentrum deines Festivals ist die Bühne bzw. sind die Bühnen. Im Vorfeld hast du vermutlich Bands oder DJs aus dem lokalen Umfeld gebucht. Die wollen und sollen selbstverständlich einen vernünftigen Arbeitsplatz erhalten, um der Menge gebührend einheizen zu können. Also werden erstmal die Bühnen gebaut. Es sind die Bretter, die dein Gartenfestival bedeuten.

Die simpelste Möglichkeit neben einer Truck- oder Anhänger-Bühne sind noch immer modular verbindbare Bühnenpodeste, die du mit oder ohne Steckfüße sowie mit Scherenunterbau bekommen kannst. Wichtig dabei ist es, auf Outdoor-Tauglichkeit, Rutschfestigkeit und die notwendige Belastbarkeit zu achten, die auch TÜV-geprüft sein sollte.

Mittels in unterschiedlichen Längen erhältlichen Steckfüßen sorgst du für die gewünschte Höhe; sinnvoll sind auch die sogenannten Tele-Modelle, mit denen sich Unebenheiten im Untergrund lotrecht ausgleichen lassen.

Die Truss als Montage- und Sicherheitsfaktor
Mit den Bühnenelementen allein ist es nicht getan, jede vernünftige Outdoor-Bühne benötigt Truss-Elemente, damit Scheinwerfer und Co. montiert, Planen und Vorhänge für den Schutz gegen Regen, Wind und witterungsbedingte Eventualitäten angebracht werden können. Die vermutlich am häufigsten genutzten Traversen sind die 3-Punkt-Modelle.

Auch die zeichnen sich durch die modulare Kompatibilität aus, sodass sich TÜV-geprüft unterschiedliche Bühnenaufbauten damit realisieren lassen. Die Herausforderung lautet, einen Kompromiss zwischen Überdimensionierung und erforderlicher Traglast zu finden, der stets die Sicherheitsbestimmungen und die Statik beachtet. Wenn du zum Beispiel Planen verbaust, kann es durch hohe Windlasten schnell Probleme geben. Bau also lieber etwas stabiler.

Backline – zwischen Strom-, Daten- und Audioanschlüssen
Über die Backline wirst du dir als Festival-Organisator im eigenen Garten in der Regel kaum Gedanken machen müssen. Die Bands oder DJs bringen ihre eigenen Instrumente und Verstärker bei kleinen bis mittelgroßen Events üblicherweise mit. Allerdings bist du für ausreichend gesicherte Stromverteiler und Audio-Verteiler wie Multicorekabel verantwortlich, damit die Techniker und Akteure keine Stolperfallen auf und über die Bühne verlegen müssen und zugleich ihre Signale sauber ans Pult oder den FOH übermitteln können. Lieber eine Sub-Stagebox mehr integrieren, als die Kabelwege ausufern zu lassen.



Lightshow für die perfekte Festival-Atmosphäre
Ohne vernünftige Beleuchtung geht gar nichts; die gehört einfach dazu. Dieser Sommer zeigt deutlich, worauf du besonders zu achten hast: Die Scheinwerfer und Effekte müssen Outdoor-tauglich sein und über eine Ausstattung gemäß IP65 verfügen, damit sie bestens geschützt für den temporären Einsatz in feuchter Umgebung geeignet sind. Voll im Trend liegen LED-Scheinwerfer mit Segmentsteuerung, die Lichtlieferanten und Blickfangfaktor in Personalunion sind. Auch ein paar „Kannen“ mit IP65-Ausrüstung dürfen selbstverständlich nicht fehlen.



PA und Frontline: So viel wie nötig, so wenig wie möglich
Im Gegensatz zur Backline bist du als Veranstalter des Gartenfestivals häufig bei der PA gefordert. Nicht jede Band hat die ausreichend dimensionierte Frontanlage im Gepäck. Keine Panik, die Zahl der Gäste ist begrenzt und du musst kein Stadion beschallen. Durchaus sinnvoll kann es sein, auf ein fertiges PA-Set oder DJ-Sets zu setzen, bei denen neben den Bassboxen und Satelliten auch die Distanzstangen, Verbindungskabel und am besten noch ein Mischer bereits mitgeliefert werden.

Welche Power du benötigst, entscheidet sich an der Größe der Veranstaltung, aber letztlich auch an der nervlichen Belastbarkeit der Nachbarn. Das Credo lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Bühnen- und Veranstaltungstechnik vom Profi leihen
Tatsächlich kommt bei der Organisation eines Festivals in deinem Garten eine Menge Equipment für die unterschiedlichsten Gewerke zusammen. Nur folgerichtig wird sich das auch im notwendigen und verfügbaren Budget spiegeln. Verbleiben die Fragen, ob du für die coole Party erstens mit den vielzitierten Kanonen auf Spatzen schießen musst oder dich aufs wirklich Notwendige reduzieren kannst, und zweitens, ob es nicht sinnvoller und leistbarer ist, sich das Equipment für Bühnenbau, Rigg, Licht- und Audiotechnik oder Teile davon zu leihen. Eigentlich ist das nicht ungewöhnlich, sondern der Normalfall. In eurer Nähe gibt es sicher passende Verleiher, die auch das richtige Equipment für eure Party zu einem fairen Preis bereitstellen können.
Keine Kompromisse in Sachen Veranstaltungssicherheit
Um da keine falschen Erwartungen zu wecken, hier noch eine Bemerkung: Eine Party zu organisieren, ist auch für Privatpersonen kein Problem, ob zum Geburtstag oder wann auch immer, macht man das ja ständig. Haftpflichtversichert solltest du aber auf jeden Fall sein. Ein Festival in deinem Garten ist jedoch eine andere Dimension. Und du trägst die Verantwortung. Je nach Größenordnung und Anzahl der Gäste wirst du diverse Vorschriften beachten müssen. Für viele Details und Genehmigungen ausschlaggebend ist zwar die Frage, ob es sich um eine gewerbliche oder nichtgewerbliche Veranstaltung handelt. Irgendwelche Fragezeichen hinsichtlich der Veranstaltungssicherheit im Sinne der MVStättV darf es aber in keinem der Fälle geben. Und wenn du das Ganze gewerblich veranstaltest, solltest du auch die DGUV17/18 kennen und befolgen.
Hinsichtlich der Veranstaltungssicherheit im Sinne der MVStättVO darf es keinerlei Kompromisse geben. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob es sich um eine gewerbliche oder nichtgewerbliche Veranstaltung handelt. Vor diesem Hintergrund gehört es zu deinem Pflichtprogramm, dich über den Geltungsbereich der DGUV17/18, die Pflichten der behördlichen Anmeldungen inklusive Vorlage eines Sicherheitskonzepts detailliert zu informieren und dich daran zu halten.
Wenn die Anwohner sich beschweren
Bei Open-Airs auf privaten Grünflächen gilt übrigens, dass die Abwägung zwischen Ruheinteresse der Anwohner und dem Interesse der Feiernden und Veranstalter auf Grundlage des Gesetzes zum Schutz vor Luftverunreinigungen, Geräuschen und ähnlichen Umwelteinwirkungen gefällt wird, Fällt die Abwägung zugunsten der Anwohner aus, müssen vor der Beendigung zunächst mildere Maßnahmen ergriffen werden, etwa die Anordnung, die Musik leiser zu drehen oder die Musikboxen anders auszurichten. Bei wiederholtem Verstoß dürfen „elektroakustische Übertragungs- und Verstärkeranlagen, Tonwiedergabegeräte oder Teile davon“ eingezogen werden. Das willst du nicht. Lade die Nachbarn lieber ein!
GEMA-Anmeldung nicht vergessen
Zwar werden für Privat-Partys keine GEMA-Gebühren fällig, für öffentliche Events – auch wenn sie auf privatem Gelände stattfinden – durchaus. Das betrifft beispielsweise Abibälle, Straßenumzüge, Märkte im Freien und selbstredend auch das Festival im eigenen Garten. Als Organisator bist du für die Anmeldung bei der GEMA verantwortlich. Diese administrativen Tätigkeiten solltest du unbedingt für deine To-do-Liste als auch in finanzieller Hinsicht einplanen.
Ganz nebenbei: Eine kleine Warnung
Rick Kidson aus Belmont, Mitarbeiter eines lokalen Radiosenders im amerikanischen Bundesstaat Maine, hatte – frustriert darüber, dass die illegalen Raves in den White Mountains ständig von der Polizei beendet wurden, – bereits seit 2003 regelmäßig auf seinem Grundstück ein Elektrofestival veranstaltet. So auch 2016; das BelTek-Festival war in vollem Gange, keine Lärmbeschwerden, keine Polizei, keine Krankenwagen, niemand hatte sich verletzt. Gegen 16:30 Uhr kam sein Freund Gus zum Set gerannt und schrie: „Mach alles aus!“ Seine Scheune stand in Flammen. Mitsamt des etwa 36 Meter langen Wohnhauses brannten schlussendlich rund 75 Prozent der Gebäude ab wie eine Schachtel Streichhölzer. In diesem Sinne: Bleib‘ vorsichtig und vorbereitet!
Festival im Garten: dein Feedback
Also dann, dir und deinen Festival-Gästen wünschen wir reichlich Spaß und gutes Gelingen. Schreib uns gerne in die Kommentare, was du planst oder wie es schlussendlich gelaufen ist. Ab in den Sommer!
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