
Im dritten und letzten Teil unserer „Bass Sounds We Love“-Trilogie widmen wir uns den Genre Funk, Reggae, Hip Hop und Electro. Autor und Profibasser Lars Lehmann hat euch für diese Styles die passenden Kistchen herausgesucht.
Part 3: Funk, Soul, Reggae, Hip Hop & Electro
Funk
Es gibt wohl kaum eine Stilistik, die Bassisten so viel Spaß bringt und so viel Freiheit lässt, sich auszutoben. Hierzu steht dem geneigten Tieftöner eine ganze Reihe verschiedenster Pedale zur Auswahl, von denen nicht wenige über eine jahrzehntelange Tradition im Funk verfügen. Bootsy Collins, Larry Graham, Prince und andere haben es vorgemacht: Im Funk dürfen Filter, Wah-Wahs, Zerrer und viele andere Geräte hinzugezogen werden.
Eines der wichtigsten Fußpedale im Funk ist der Envelope Filter. Statt der überdimensionierten Originalgeräte aus den 1970er-Jahren gibt es heutzutage glücklicherweise sehr gute Remakes, die wesentlich kompakter sind, ihren Vorbildern aber klanglich in nichts nachstehen. Der Bass Envelope Filter von MXR ist ein gutes Beispiel hierfür. Für unser Soundfile wurde der schicke kleine Treter mit einem Fender Jazz Bass beackert.
Hier die Settings: Dry: 3h, FX: 4h, Decay: 3h, Q: 4h, Sens: 2h
Soul/Neo Soul
Mitte der 1990er-Jahre entwickelte sich eine besondere Spielart des Soul, die durch extrem „laid back“ gespielte Instrumente auffiel. Hauptvertreter dieser gerade in Musikerkreisen sehr einflussreichen Bewegung waren Künstler wie Erykah Badu und D’Angelo – Letzterer übrigens mit dem großartigen Pino Palladino am Bass! Wichtig bei den Basslinien dieses Genres sind ein höhenarmer Basssound und das sehr „abgehangene“ Spiel.
Einigen rhythmischen Auffassungen des Reggae und des Hiphop nicht unähnlich, rücken einzelne Notenwerte oder ganze Linien derart weit nach hinten, dass man mitunter schon gar nicht mehr genau sagen kann, um welche Werte es sich handelt. Sehr schön zur Ergänzung des Basssounds ist hier der Einsatz eines Octavers, der – wie in unserem Klangbeispiel – bewirkt, dass sich die Basslinie fast wie von einem Keyboard gespielt anhört. Wen man sich mit dieser extremen Spielweise einmal etwas angefreundet hat, macht sie enormen Spaß – es gibt sogar Bands, die wahre „Hinten-spiel-Wettbewerbe“ untereinander ausfechten.
Zum Einsatz kam ein Fender Precision Bass mit geschliffenen Saiten, die Einstellungen des verwendeten Aguilar Octamizers sind folgende: Octave Level: 12h, Clean Level: 12h, Octave Filter 1h, Clean Tone: 12h
80’s Funk
Zugegeben, dieser Bereich ist wirklich sehr schwammig! Gemeint sind aber nicht die fiesen Drumcomputer-Sounds und Keyboard-Bässe dieser Epoche, sondern wir hatten beim Erstellen der Soundfiles die berühmte britische Band Level 42 im Kopf bzw. im Ohr. Ihr Bassist und Sänger Mark King gilt bis heute als ungekrönter Slapkönig der 80er-Jahre. King revolutionierte durch seine ausgefallene Spieltechnik das Bassspiel komplett und prägte es bis heute. Wenn auch in der aktuellen Popmusik derzeit keine Slaporgien angesagt sind – viele junge Bassisten stehen nach wie vor Kopf auf diesen Stil und üben sich daran die Schlaghand wund!
Um den typischen Mark-King-Sound zu erreichen, wurden nicht weniger als drei Pedale miteinander gekoppelt: den Anfang der Kette liegt der BOSS Bass Comp BC-1X, ein ganz erstaunlicher moderner Multiband-Kompressor im bekannten kleinen BOSS-Gehäuseformat. Hier werden die harten Slaps und Pops des verwendeten Music Man Sabre-Basses wirkungsvoll geglättet. Als nächstes durchläuft das Signal den BOSS Bass Equalizer GEB-7, mit dem Bässe und Höhen leicht geboostet und die Mitten gecuttet werden („Scoop-Sound“). Das letzte Glied in der Kette ist der leicht beigefügte BOSS CEB-3 Bass Chorus, der dem Sound etwas mehr Räumlichkeit verleiht. Mit diesem Setup kommt man dem legendären King-Sound schon durchaus nahe.
Hier die verwendeten Settings:
BOSS BC-1X: Release: 10h, Ratio: 12h, Threshold: 3h
BOSS GEB-7: 50 Hz: -2, 120 Hz: +5, 400 Hz: +3, 500 Hz: -5, 800 Hz: -5, 4,5 kHz: +2, 10 kHz: 0
BOSS CEB-3: Low Filter: 3h, Rate: 11h, Depth: 3h
Reggae
Seit den 1960er-Jahren entwickelte sich der jamaikanische Musikstil Reggae. Bestimmte Elemente dieses Genres sind inzwischen auch aus den hiesigen Charts immer wieder anzutreffen, und die Hauptvertreter des Reggaes, wie Bob Marley , Peter Tosh und Desmond Dekker werden von den Fans nicht selten wie Heilige verehrt. Typisch für die klassischen Reggae-Basslinien ist ein höhenarmer Sound, der stattdessen viele warme Mitten und kräftige Bässe beinhaltet.
Eine weitere wichtige Eigenschaft, die man bei berühmten Reggae-Bassisten wie Aston „Family Man“ Barrett und Sly Dunbar beobachten kann, ist darüber hinaus das „laid back“-Spiel. „Nur nicht hetzen!“ – so lautet hier die Devise! Für unser Klangbeispiel wurde ein Fender Jazz Bass mit Roundwound-Saiten und halb geschlossener Höheblende benutzt. Mithilfe des BOSS GEB-7 wurden die Treble-Anteile weiter bedämpft und die tiefen Mitten sowie die Bässe gefeatured.
Die Einstellungen: 50 Hz: 0, 120 Hz: +10, 400 Hz: +9, 500 Hz: +5, 800 Hz: 0, 4,5 kHz: -10, 10 kHz: -15.
Hip Hop
Der Hip Hop hat seinen Siegeszug um den Planeten in den 1970er-Jahren angetreten. Neben dem Rap als elementares Ausdrucksmittel sind es vor allem die Beats und der Einsatz von Loops und Samples, die diese Musikrichtung ausmachen. Bassmäßig dominieren zumeist dumpfe Klänge das Klanggeschehen. Die Basslinien sind in der Regel ein- oder zweitaktig aufgebaut und werden in einer Schleife wiederholt (ostinato-Basslinie).
In unserem Soundbeispiel kam das Redwitch Factotum zum Einsatz – ein Pedal, welches zwei Effekte in einem Gehäuse beherbergt. Beide Komponenten sind vollkommen getrennt einstellbar, können aber bei Bedarf auch stufenlos zusammengemischt werden. In unserer Hiphop-Bassline, gespielt mit einem Fender Jazz Bass, hört ihr die Effekte zusammen, was einen gnadenlosen und bitterbösen Basssound zur Folge hat.
Die Settings: Octave Mix: 3h, D Mix: 2h,
D Tone: 11h, D Volume: 2h, Drive: 11h
Electronic
Electro? House? Techno? Tekkno? Drum & Bass? Dubstep? Trance? Hardcore? New Beat? Breakbeat? Breakbeat Hardcore? Die Stilblüten, die die EDM vor allem seit den 90er-Jahren treibt, sind sicherlich noch undurchsichtiger als die des Heavy Metal! Alle Stile eint jedoch, dass die verwendeten Sounds zumeist auf elektronischem Wege erzeugt werden. Und doch gibt es hier und da auch schon wieder kreative Geister, die auf echten Instrumenten tolle Beiträge für eben diese Stilistiken liefern.
Mit Pedalen wie dem Markbass Super Synth kann man als Bassist hier wunderbar „mitreden“ – nach echtem Bass klingen die Sounds eigentlich nur, wenn man das Dry-Poti entsprechend weit aufreißt, um das Originalsignal hinter dem bearbeiteten Sound hindurchschimmern zu lassen! Für unser Klangbeispiel haben wir einen aggressiven Synthie-Sound benutzt, der ideal zum Backing passt. (Achtung: Der Sägesound in der Mitte des Klangbeispiels ist zwar auch der Super Synth, doch das Signal wurde zusätzlich im Computer bearbeitet!)
Die Einstellungen am Pedal waren folgende: Cut Freq/OCT-1: 1,5, Tone/OCT+1: 2, Level/Dry: 6 (entspricht 100 % Effektsignal)
Facts über Lars Lehmann
Lars Lehmann ist einer der aktivsten und vielseitigsten deutschen Freelance-Bassisten und hat mit Künstlern wie U.F.O., Konstantin Wecker, Simon Phillips, Roachford, Pee Wee Ellis, Mousse T., Bobby Byrd, Vinnie Moore, Eloy, Uli Jon Roth und vielen anderen live und im Studio zusammengearbeitet. Häufig trifft man ihn aber auch am Kontrabass im Orchestergraben bei diversen Musicalproduktionen. Mit dem Lehrbuch „Slap-Attack“ hat er das deutschsprachige Standardwerk zum Erlernen der Slaptechnik geschrieben.
Weitere Bass-Sounds #yeah
–> Coole Metal-Sounds bekommt ihr zweiten Teil der Reihe „Bass Sounds We Love“ von Lars Lehmann.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen