2. Geschichtliches

In diesem kleinen Ratgeber kann natürlich nicht die gesamte Geschichte des Violoncellos beschrieben werden. Es sollen hier nur einige interessante Punkte herausgegriffen werden.

Wie schon in der Einleitung erwähnt, ist die Geschichte des eigentlichen Violoncellos relativ jung. Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich parallel zu der Familie der Gamben ein Instrument, das den Proportionen einer Violine sehr ähnlich war, und damit der Familie der Violen zugeordnet wird. Zu dieser Violenfamilie, die auch Viola-da-braccio-Familie genannt wird, gehören auch die heutige Violine und die Viola.

Eines der ersten bekannten Violoncelli, dass in etwa den heute gebräuchlichen Instrumenten entspricht, wurde 1572 gebaut. Wegen seiner Herkunft wurde das Violoncello auch Bassvioline, Bassgeige (frz. basse de violon bzw. ital. di viola da braccio) oder Violone genannt. Das Instrument hatte in der Anfangszeit drei oder vier Saiten, ab Mitte des 16. Jahrhunderts waren vier Saiten üblich. Es gab aber auch einige Instrumente, die fünf Saiten hatten. Für solch ein fünfsaitiges Violoncello hat Johann Sebastian Bach zum Beispiel seine 6. Suite für Violoncello solo geschrieben. Die fünfte Saite wurde nach oben hin als e-Saite ergänzt und damit der Tonumfang nach oben erheblich erweitert.

Luigi Boccherini
Luigi Boccherini

Die heutigen Instrumente besitzen vier Saiten und sind in Quinten gestimmt (die unterste Saite in C, gefolgt von G, d und a). Das war aber auch nicht immer so. Es gab auch eine Stimmung in B1, die sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich und England gehalten hatte. Daneben wurde das Cello auch mit zwei Quintabständen und einer Quarte gestimmt, d.h. die obere Saite wurde also nicht in a, sondern in g gestimmt. Letztendlich hat sich aber die Quintstimmung in C (ab etwa 1730) in Europa durchgesetzt.

Bis etwa 1800 wurde das Violoncello - ähnlich wie die Gambe - zwischen die Beine geklemmt und im Sitzen gespielt. Es besaß also noch nicht den heute üblichen Stachel und stand nicht auf dem Boden. Erst in der Folgezeit wurde ab etwa 1800 der Stachel eingeführt, aber erst ein halbes Jahrhundert später wurde mit der Einführung der Feststellschraube die heute so selbstverständliche Flexibilität ermöglicht.

Die Namensentstehung ist letztendlich etwas kurios, denn eigentlich heißt Violoncello "kleine Großviola". Ausgehend von der Viola (Viola-da-braccio-Familie) wurde der Name Violone für das größere Instrument gewählt (= große Viola). Bei der Namensgebung zum Violoncello (auch der Name Violoncino war gebräuchlich) wurde die Verkleinerungsnachsilbe -cello (oder auch -cino) angehängt, wodurch in der Übersetzung die "kleine Großviola" entsteht. Die Abkürzung Cello für das Violoncello macht sprachlich eigentlich überhaupt keinen Sinn, hat sich aber inzwischen etabliert.

Interessant am Rande ist vielleicht noch zu erwähnen, dass das Violoncello in der Anfangszeit auch im Stehen oder bei Umzügen gespielt wurde und dann mit einem Tragegurt um die Schulter gehängt wurde. So findet man manchmal bei alten Instrumenten dafür noch zwei kleine Löcher im Korpus.

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