3. Das Kabel

Hauptbestandteil eines analogen Multicore ist natürlich das Kabel.

36er Multipairkabel

Schon hier zeigen sich deutliche Preis- und Qualitätsunterschiede. Allen Multicores eigen ist ihre symmetrische Signalführung. Hierdurch wird erreicht, dass ein Störsignal durch die Gegenphasigkeit in den signalführenden Adern ausgelöscht wird.

Um Einstreuungen von außen zu begegnen, sind Multicores abgeschirmt. Ein höherwertiges Kabel (siehe oben) besitzt gar eine doppelte Abschirmung: Den Gesamtschirm, der das ganze Kabel im Innern umgibt, und Einzelschirme für jedes Adernpaar. So ist es möglich, Brummschleifen durch das gezielte und kanalweise Einsetzen von sogenannten “Ground-Lifts” (vgl. DI-Boxen) zu beheben.

Dass dies alles, je nach benötigter Länge und Kanalzahl, nicht ganz billig ist, versteht sich fast von selbst.

Allerdings ist hier nicht “weniger gleich mehr”. Ich persönlich würde mir immer ein oder zwei Reservekanäle lassen, sowie ein paar Meter “dranhängen”. Ein fertig konfektioniertes Kabel sollte, meiner Meinung nach, wenigstens 25m betragen. Besser sind natürlich einige “Reservemeter” mehr, abhängig natürlich von Ihrem Budget.

Gängige Größen und Aufteilungen von Meterware sind beispielsweise:

- 4 x 2 x 0,14 mm²...0,22 mm²
- 8 x 2 x 0,14 mm²...0,22 mm²
- 12 x 2 x 0,14 mm²...0,22 mm²
- 16 x 2 x 0,14 mm²...0,22 mm²
- 24 x 2 x 0,14 mm²...0,22 mm²

Bei einer Aufteilung von 24 Aderpaaren in 16/8 stehen mir dann 16 Wege von der Bühne zum Pult und 8 Wege vom Pult zur Bühne (Monitorwege und Summen) jeweils symmetrisch / mono zur Verfügung.

An dieser Stelle möchte ich auch kurz Bezug nehmen auf die Angaben, die sehr häufig mit dem Rohmaterial einhergehen. Zum einen sind das der elektrische Widerstand, aber auch eine Kapazitätsangabe und dem Wellenwiderstand des Kabels. Alle drei sind natürlich auch Qualitätskriterien.

Der Ohmsche Widerstand eines Leiters nimmt mit seiner Länge und einem kleiner werdenden Querschnitt zu. Bei Werten von 50 – 150 Ohm/km (!) und üblichen Querschnitten von ca. 0,2 mm² fällt der Leiterwiderstand gegenüber den Aus- und Eingangsimpedanzen der angeschlossenen Geräte kaum ins Gewicht und das durchaus bis zu einer Länge von 200m.

Die Kapazität des Kabels kommt durch die parallel verlaufenden Leiter und deren Abschirmung zustande. Auch sie nimmt, wie schon der ohmsche Widerstand, mit der Länge zu. Sie erzeugt zusammen mit dem elektrischen Widerstand und der, durch das entstehende Magnetfeld um den Leiter, auch vorhandenen Induktivität einen frequenzabhängigen Gesamtwiderstand. Im Allgemeinen werden die kapazitiven Werte von Ader zu Ader und Ader zu Schirm angegeben und liegen im Bereich von 40 – 160 pF bei einem Meter Kabel.

Zusammengenommen (bei einer vernachlässigbaren Induktivität) erhalten wir ein RC- Glied, welches, bei den üblichen Kabelwerten (s.o.), aber erst bei höheren Frequenzen im Megahertzbereich eine spürbare Dämpfung verursacht. Prinzipiell ist ein Multicore bei sehr großen Längen (größer als 200m) ein höhenabsenkendes Kabel. Diese Dämpfung liegt jedoch selbst dann noch im Bereich von kleiner als 5dB.

Der Wellenwiderstand kommt ursprünglich aus der Antennentechnik und bedeutet, dass ein Kabel mit einem bestimmten Wellenwiderstand auch so “abgeschlossen” werden muss, was wiederum heißt, dass am Ende des Kabels ein gleich großer Abschlusswiderstand vorhanden sein muss, da sonst ein Teil des Signals wieder in das Kabel reflektiert wird. Der Wellenwiderstand ist praktisch genau die Summe der oben besprochenen Werte eines Kabels. Typische Werte sind 50 Ohm, 75 Ohm und 110 Ohm. Letzteres, nämlich 110 Ohm, finden Sie bei Kabeln, die für die Übertragung digitaler Signale im AES/EBU-Standard ausgelegt sind (Audio Engeneering Society / European Broadcast Union).

Außerdem ist der Einsatzbereich des Multicores von entscheidender Bedeutung:

Bei einer Anwendung im Studio wollen wir eine möglichst klanggetreue Eigenschaft durch sehr geringe Kapazitäten und einer eventuellen Möglichkeit von digitaler Anwendung (z.B. AES/EBU, s.o.).
Der Live- und Ü-Wagenbereich benötigt hochflexibles, gut trommelbares und robustes Kabel. Hier werden eher Abstriche in den elektrischen Eigenschaften in Kauf genommen.
Eine feste Installation dagegen muss hervorragende Materialeigenschaften bezüglich der Isolation besitzen, da ggf. das Kabel Wind und Wetter ausgeliefert ist.

Sie sehen schon:

Kabel ist nicht gleich Kabel!

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf einen sehr gut gestalteten und mit vielen Zusatzinformationen versehenen Katalog der Firma SOMMER-CABLE aufmerksam machen, den es für registrierte User kostenlos gibt und über den Sie sich einen sehr guten Überblick über sämtliche Materialien, nicht nur für Multicores, verschaffen können. (www.sommercable.com)

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